Heimweh nach Paderborn

Angeregt durch die NRW-Tage im Sommer 2007 wollte ich einen eigenen Pavillon entwickeln. Als gebürtiger Paderborner wohne und lebe ich gerne in dieser Stadt. Dieses Heimatgefühl verspürt auch ein Großteil der in Paderborn lebenden Menschen. Sie feiern gerne und ausgiebig ihre Stadtfeste und sind im Grunde auch stolz auf ihre Stadt, auch wenn man ihr vorwirft provinziell, erzkatholisch und schwarzorientiert zu sein. Als Leitfaden für mein Konzept wählte ich das Thema „Heimweh nach Paderborn“.

Durch den Begriff Heimweh sollen die Bürger emotional angesprochen werden. Nur wer sich in seiner Heimat wohlfühlt, kann Heimweh verspüren. Die Paderborner sollten so Ihre Verbundenheit zu der Stadt zeigen können. Darüber hinaus sollen auch die Nicht-Mehr Paderborner angesprochen werden – eben diejenigen, die Paderborn nur besuchen. Sie sollen als Zeichen, dass es ihnen hier gefallen hat, ein Stück Paderborn mitnehmen.
Auf der Außenwand sind 1209 Feldern aufgezeichnet. Diese Zahl steht symbolisch für das Alter der Stadt. Auf diesen Flächen haben Paderborner Unternehmen, Einzelhändler, Vereine, Ärzte und Privatleute die Möglichkeit durch Logos, Werbung, Bilder und Textbeiträgen an der Gestaltung teilzunehmen. Durch die Vielzahl von Beiträgen zeigt sich schließlich, was Paderborn zu bieten hat bzw. wer und was Paderborn ausmacht.

Die Innenwand besteht aus einer feinen, weißen Kunststoffleinwand. Sie zeigen selbst gezeichnete Grafiken und Texte, die sich sowohl mit dem Thema Heimweh als auch mit der Stadt Paderborn auseinandersetzen.  In der Mitte des Pavillons steht eine Vitrine, in der sich alle Produkte der Kampagne befinden und die Besucher ansprechen soll.  Die gewählte Schriftart der Gedichte und Texte erinnert an eine kindliche Handschrift, die beim Leser Erinnerungen und Emotionen auslösen soll – bei Paderbornern im Idealfall sogar Heimweh hervorruft!

Produkte:  Um das Heimweh lindern zu können, bietet das Innere des Pavillons eine Fülle von Produkten an. Bei der Auswahl der Produkte war entscheidend, dass sie sich von bereits bekannten Werbeträgern einer Stadt abheben. Sie spenden beim Empfänger Trost, machen Mut oder erinnern einfach an Paderborn.

Stoffhasen:  „Der Ohren und der Hasen drei und doch hat jeder seine zwei!“ Dieser Spruch bezieht sich auf ein besonderes Maßwerk im Kreuzgang des Paderborner Domes. Es nennt sich das Drei – Hasen – Fenster und ist sehr bekannt. Nach dem Stadtwappen stehen diese drei Hasen als Symbol für Paderborn. Mit den Stofftieren habe ich die Idee dieses Wahrzeichens aufgegriffen und auf meine eigene Art und Weise zu einem Trostspender bei Heimweh umgesetzt! Die Hasen haben einen Knopf am Ohr und erfüllen zusammengeknüpft den Spruch zum Maßwerk! Jeder Stoffhase ist ein Unikat und von mir selber handgenäht. Ob weich und flauschig, kariert oder gestreift, es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Um einen Überblick zu behalten und den Verkauf zu dokumentieren, hat jeder Heimweh – Hase eine Nummer. Die Hasen sind fotografisch in einem Buch festgehalten und werden beim Verkauf mit der Unterschrift des neuen Besitzers personalisiert.

Notfallkit: Zur akuten Schmerzlinderung bei Heimweh. Darin befinden sich Paderborner Wasser zum Trinken, Paderborner Luft als Nasenspray zum Inhalieren, ein Raumduft der nach Weihrauch duftet in einem Parfumflakon – denn in Paderborn liegt ja immer etwas Kirche in der Luft. Zuletzt enthält das Kit gelatiertes Paderwasser als Badezusatz, damit man das Gefühl hat in der Pader zu schwimmen.

Skylinefolie: Sie bietet einen Überblick über die markanten Gebäude aus der Innenstadt Paderborns. Abgebildet sind beginnend von links die Herz – Jesukirche, das Hotel Arosa, das Rathaus, das Gymnasium Theodorianum, die Marktkirche, die Abdinghofkirche, der Dom, die Gaukirche und schließlich die Busdorfkirche. Man kann sie an die Fensterscheibe im Büro, in der Wohnung oder an die Heckscheibe des Autos kleben.

Zum ersten Stadtfest des Jahres im Mai 2008 wurde der Heimweh – Pavillon zum ersten Mal aufgebaut. Die Reaktionen waren sehr unterschiedlich. Während Viele bereits durch den Verkauf der Werbeflächen von meinem Projekt gehört hatten, zeigten sich die Nicht – Wissenden im ersten Moment skeptisch. Doch bei näherer Betrachtung wuchs das Interesse und die Neugier. Sehr positiv zeigten sich die Reaktionen bei weiteren Ausstellungen. Viele positive Reaktionen von ehemaligen Paderbornern bekam ich bereits in der Entstehungsphase des Projektes. Per E-Mail gesendete Grüße und Nachrichten aus Hamburg, Düsseldorf, München etc. bestärkten mich in meiner Arbeit und machten deutlich, dass auch die Auswahl an Produkten die Menschen ansprach. Viele ehemalige Paderborner, die zum ersten traditionellen Stadtfest des Jahres ihre Heimat aufsuchten, kauften mit Begeisterung Hasen, Notfallkits und weitere Artikel für zu Hause. Noch erfreulicher war für mich, dass das Projekt viele Urpaderborner beeindruckt und überzeugt hat.