Kommunikationsraum in der Hellweg Klinik

In der Hellweg Klinik in Oerlinghausen werden Suchtkranke therapiert. Der größte Teil des Gebäudekomplexes ist von 1966 und strahlt dies von außen und innen aus. Die Klinikleitung sah Handlungsbedarf und wollte das Haus ins Jahr 2012 holen und in einen interkulturellen Kontext stellen. Daher sollten auch in der Innenraumgestaltung neue Wege beschritten werden. Aus der Kooperation mit der Detmolder Schule wünschte sich die Klinik entsprechende Impulse und Lösungsansätze. Aus diesem Anlass schrieb sie für einen beispielhaften Bereich einen exklusiven Wettbewerb aus.

Gesucht wurde eine innenarchitektonische raumgestalterische Lösung für den Vortrags-/Veranstaltungs-/Versammlungs-/Besuchs-/Mehrzweckraum mit Umsetzungsqualität. In die Entwürfe einbezogen werden sollte der Raum selbst, die Vorbereiche und Austritte. Gewünscht und besondere Herausforderung zugleich waren Konzepte, die den unterschiedlichen Nutzungen gerecht werden, dem Kontext entsprechen und dem Raum einen eigenständigen lebendigen Charakter und Atmosphäre verleihen.

Im Projekt sollen das Umfeld und der Raum methodisch analysiert werden. Aus den Ergebnissen wurden dann in Zusammenarbeit mit den Nutzern unterschiedliche individuelle Konzepte erarbeitet. Dabei waren alle Raum bildenden Parameter zu berücksichtigen. Einige Konzepte wurden in Bachelorthesen vertieft und mündeten in umsetzungsreifen Entwürfen.

 

Platz 1: Bettina Heckmann

Ziel des Entwurfs war es neben dem Erhalt der aktuellen Nutzungen und unter Einbeziehung der Nutzerwünsche eine Lösung zu schaffen, die die Aufhebung der zwei Hauptprobleme der Durchgangssituation und des Leerstandes vereint.

Ein offener Bereich, der Gelegenheit zum verweilen und einen Flur als direkte Verbindung zwischen geschlossener und offener Abteilung schafft – das ist es, was dieses Konzept ermöglicht. Denn warum extra Umwege in Kauf nehmen, um einen ungenutzten Raum zu meiden? Oder sich beim Passieren des Raumes trotz des Leerstandes fehl am Platz zu fühlen? Damit ist jetzt Schluss. Große Schiebeelemente öffnen den Durchgang und tragen somit zu einer optimierten Nutzung bei. Und wenn doch einmal eine Veranstaltung stattfindet, lässt sich der Durchgang mittels der Schiebeelemente leicht schließen, so dass sich ein großer geschlossener Raum ergibt. In diesem Fall werden Passanten unter Zuhilfenahme architektonischer Mittel durch die Mensa geleitet. Zusätzlich sorgen abgetrennte Lagerräume für mehr Ordnung und verleihen dem Raum gleichzeitig eine klarere Geometrie. Nach außen hin macht ein großer Rahmen deutlich, dass hier im Gebäudeinneren ein Eingriff in die Architektur vollzogen wurde. Nebenbei umfasst er einen Balkon und erzeugt eine optische Erweiterung des Raumes nach außen, da eine Fortsetzung der Konturen erfolgt.

Platz 2: Svetlana Mironovar Karartay

Im Vordergrund des Konzeptes für den Kommunikationsraum der Hellweg Klinik, die durch das evangelische Johanneswerk gefördert wird, steht Verbindung des Angenehmen mit dem Nützlichen. Die Entscheidung ist auf folgendes Konzept gefallen, da das Ziel einen Mehrzweckraum zu schaffen, der Wohlfühl- und Rückzugsort für Patienten, offener Veranstaltungsort für alle Menschen und auch praktischer Therapieraum sein soll, am besten verwirklicht.
Als Thema habe ich deswegen „Mensch und Natur“ gewählt. Der Mensch soll sich im Raum sicher und geborgen fühlen und trotzdem durch den Bezug zur Natur ein Gefühl der Freiheit und Offenheit genießen, welcher durch eine neue Struktur, naturnahe Materialien und Farben, sowie natürliches Licht aufgegriffen wird.
Der Raum im gegenwärtigen Zustand ist kalt und unpersönlich und stellt sich mir als Durchgangsraum dar in dem Ruhe fehlte, die sowohl für Therapie wie auch Veranstaltungen essentiell ist.

Durch ein Aufbrechen alter Strukturen und die Veränderung der Wege soll der Durchgangscharakter des Raumes aufgelöst werden und mit der Versetzung der Tür wird gewährleistet, dass weder Therapiesitzungen noch Veranstaltungen gestört werden. Zusätzlich wird hierdurch ein Eingangs- und Wartebereich geschaffen damit laufende Veranstaltungen nicht gestört werden. Eine Nutzung als Garderobe ist hierbei auch möglich. Das Ersetzen des Glases der Tür durch Milchglas bietet Privatsphäre und Sicherheit die für jeden Menschen wichtig ist, aber besonders in einer Therapiesituation unerlässlich ohne dabei einsperrend zu wirken. Des Weiteren trägt das Milchglas durch seine Struktur und Beschaffenheit zur Wohlfühlatmosphäre des Raumes bei. Sie können einen dahinter liegenden Raum zusätzlichem Licht versorgen oder sie gewähren schnellen Einblick.
Als neues Element möchte ich in dem Raum bewegliche L-Wände einbringen, die es ermöglichen je nach Wunsch kleine Räume als persönlicher Rückzugsort und Therapieraum oder einen großen Raum für Veranstaltungen und Gruppensitzungen zu schaffen. Diese Wände sind mit Filz aus natürlichen Materialien bezogen, welche zum einen Schallschluckend agieren und zum anderen den Menschen eine warme, wohlige Atmosphäre und auch haptisch interessante Fläche bieten. Durch verschiedene Farben werden die Wände zusätzlich strukturiert ohne dabei unruhig zu wirken, wobei die Farben die Vielfalt der Natur repräsentieren sollen und damit eine Wohlfühlatmosphäre schaffen. Die L-Form der Wände ist bewusst gewählt, damit sie bei Nichtverwendung in die Ecken geschoben werden können und dort dann einen farblichen Akzent bilden. Den Variationsmöglichkeiten sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Die Nutzung der Wände als Abtrennung für einzelne Orte, als Blende bei zu grellem Licht oder auch als Rahmen für Buffets sind nur wenige Beispiele für diese multifunktionalen Elemente. Es ist wichtig, dass der Raum sowohl für große Gruppen und soziale Situationen nutzbar und auch für kleinere Therapiesitzungen und individuelle Abgrenzung geeignet ist, ohne dass sich die Patienten in der Größe des Raumes verloren oder eingeengt fühlen. Die Sicherheit durch die Wandgestaltung und das Gefühl der Freiheit durch den Bezug zur Natur sollen eine Situation schaffen in der sich Patient und Therapeut wohlfühlen. Die Akustik des Raumes wird nicht nur durch den Filz an den beweglichen Wänden verbessert sondern auch durch die Verwendung eines speziellen, schallschluckenden und strapazierfähigen, sowie leicht zu reinigendem, Bodenbelag
unterstützt. Durch Optik und Material wird auch hier die Verbindung zur Natur geschaffen.

Platz 3: Julia Pietsch

Der geplante Mehrzweckraum befindet sich in der Hellweg- Klinik in Oerlinghausen,
welche dem Evangelischen Johanneswerk angehört. Diese Thesis beruht auf der Vorarbeit des gleichnamigen Kurzprojekts im vorherigen Semester. Im Projekt wurden hauptsächlich die Methoden zur Vorarbeit und Recherche gelehrt und umgesetzt. Hierbei ging es nicht nur um die korrekte Erfassung der Raumgeometrien, sondern auch um die Umgebung, Sichtachsen und vor allem um den Nutzer und die Einrichtung selbst. Durch das Aufgreifen des modernen Gebäudeteils in den Altbau, soll diesem wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Nicht nur die Eingangsfassade soll ansprechend wirken, sondern es wird das Gefühl gegeben, den Patienten diese Modernität auch „nach der Anmeldung“ geben zu können. Der Raum bleibt groß und offen, durch die Raumtrenner können jedoch trotzdem „Nester“ gebildet werden, in welchen man trotz der modernen großen Fenster auch umhüllt von der Wandgliederung geborgen bleibt.